Vom 24. bis zum 26. Mai 2019 haben wir gemeinsam mit den UNOs aus Wien drei verspielte und erfahrungsreiche Labortage abgehalten. Unter dem Motto „Locker vom Hocker“ haben wir Wattens nach inspirierendem Abfall durchkämmt, am Innufer PET-Flaschen gesammelt und aus den zusammengetragenen Fundstücken in der Gießerei der Werkstätte Wattens neue Dinge erschaffen.
Mit Hintergründen in Architektur, Stadtforschung und Design kam das kreative Zweigespann „UNOs umding+ortsam“ mit ihrem Programm „solid cooking“ nach Wattens. Theresa Schütz und Rainer Steurer haben sich mit uns in einem dreitägigen Workshop dem upcycling-Gedanken sinnlich und intuitiv genähert – wie beim unbekümmerten Kochen, spielerisch und einfach mal drauf los. Wir haben gemacht, was uns Spaß macht und in den Sinn kommt, wir haben ausprobiert, Sachen neu gedacht, Dinge hinterfragt. Ab und zu sind wir auch gescheitert. Das Nicht-Perfekte haben als Möglichkeit für Anderes gesehen und Freude an diesem Experimentieren gehabt. Wir haben gelacht, uns den Staub aus den Kleidern geklopft und weitergemacht.
Nach einer donnerstäglichen Schatzsuche in den Katakomben der Werkstätte Wattens gings am Freitag beim gemeinsamen Mittagessen bei Mama Andrea so richtig los. Den Sperrmülltag im Gemeindebauhof nutzten wir für die Suche nach inspirierenden oder nützlichen, interessanten oder herausfordernden, schönen oder vielleicht auch spannend hässlichen Sachen. Zurück in der Gießerei, gingen wir frisch ans Werk. Frei von der Leber weg improvisierten wir aus den vielen gesammelten Gegenständen etwas Neues. Ohne Plan und ohne Ziel, frisch aus dem Bauch heraus, kombiniert wir Federn und Schleifscheiben, Schistecken und Plastikflaschen, Gepäckträger und Kupferrohre.
In einer theoretischen Einführung haben Theresa und Rainer über das gemeinsame „Einfach-Mal-Ausprobieren und -Machen und dann -Weitersehen“, über die Themen Kreislaufdenken, Wiederverwendung und Umnutzung als kulturelle Grundfertigkeiten erzählt. Wir bekamen Einblicke in ihre „solid cooking“ Design-Methode, in das „Wir mit den Dingen“ und ins Massenkulturphänomen – wie die Dinge unser Leben beeinflussen, aber auch wir das ihre. Ansätze der Kunst haben wir genützt, um einen Freiraum zu schaffen, um zu einem anderen Denken zu kommen.
Am Samstag haben wir den teils nicht mehr ganz vollständigen Dingen durch unsere Fantasie eine andere Biografie gegeben. Unsere Fundstücke gruppierten wir neu, wie Zutaten für eine neue Speise. Herausgekommen sind tolle, oft ganz ungewöhnliche Dinge: eine Stehlampe aus Gewehrkolben, Zeltstangen und Plastiksackstreifen. Ein Hocker aus Schistecken, Gummiresten und Glas. Ein heimeliges Sitzmöbel aus einem ausrangierten Metallcontainer. Ein Holzbankl, ummantelt von einer himmelwärts strebenden Schisteckenspinne. Ein altes Schneidebrett formt nun die Rückenlehne eines almigen Stubenhockers.
Rainer und Theresa haben auch eine neue Verbindungstechnik mitgebracht, auf die eine Designerin vor einigen Jahren in London gestoßen ist: PET-Flaschen werden in einige Zentimeter breite Ringe zerlegt. Mit einem Heißluftföhn erwärmt, ziehen sich die Plastikringe zusammen und können auf diese Weise Bauteile unterschiedlicher Formen und Materialien fest miteinander verbinden. Schraubereien und Bohrungen werden mit dieser Technik überflüssig. Alles was es braucht, sind ein Heißluftföhn und Plastikflaschen. Diese haben wir zuvor am Inn gesammelt. Trotz überschwemmter Ufer hatten wir binnen einer halben Stunde an die dreißig Flaschen beinander. Dass wir so schnell so viel finden würden, hat uns zwar Zeit erspart, aber auch unsere Stimmung getrübt.
Den Sonntagvormittag haben wir für ein gemeinsames Projekt genutzt. Aus einem ausgemusterten Transportwagerl haben wir die „Hummel“ gebaut: eine mobile Bar aus Holzkisten, Holzresten und einer Metallwanne. Gespickt mit einem roten Megaphon, wird das kühne Ding bald kühlen Nektar verteilen. Alle Gegenstände, die wir bei den Labortagen gebaut haben, sind übrigens beim Riesenwok Fest vom 13. bis zum 15. Juni erstmals im Einsatz.
„ … Sturm um die Stirn, Sonnen im Aug, so lasst uns jauchzend die tausendundein Weltwege durchbrausen.“ (Christian Morgenstern)